Linz: Lust auf Stadt, Lust auf Kultur

Gleichermaßen bedachtsam und innovativ kehrt Oberösterreichs Landeshauptstadt nach dem überstandenen Lockdown in eine neue, von Corona geprägte Normalität zurück.

Reisende empfängt Linz im Herbst 2020 mit Charme, Offenheit sowie umsichtigen Vorkehrungen und mit einer Fülle an kulturellen Highlights, die aus der neuen Normalität viel Inspiration schöpfen.

Linz hat sich einiges einfallen lassen, um das Verlangen seiner Besucher nach urbaner Erlebnisqualität, nach Flanieren, Shoppen, Kulinarik und künstlerischen Highlights zu stillen – selbstverständlich unter Einhaltung der gebotenen Sicherheits- und Hygienemaßnahmen.

Die Vorfreude auf die traditionellen Highlights des Linzer Kulturherbsts – das Ars Electronica Festival, das Brucknerfest, der Saisonstart des Musiktheaters sowie das vielfältige Ausstellungs- und Theaterprogramm – wächst. Die Kulturinstitutionen der Stadt haben sich bestens auf die neuen Rahmenbedingungen eingestellt. Das betrifft nicht nur die Frage des sicheren Zugangs, sondern zum Teil auch das inhaltliche und organisatorische Konzept der Veranstaltungen.

Kulturprogramm – nicht trotz, sondern wegen Corona

Das Ars Electronica Festival 2020 nützt seine Verflochtenheit mit Wissenschaft und der globalen Media-Art-Szene, um seinem Publikum rund um den Globus eine Vielzahl an digitalen Wissens- und Erfahrungsräumen zu öffnen. In diesen „Kepler’schen Gärten“, benannt nach dem von 1612 bis 1626 in Linz lehrenden Astronomen Johannes Kepler, loten Kunst und Science die Konsequenzen der Pandemie für die menschliche Gesellschaft aus. Kleinveranstaltungen und Führungen mit Sicherheitskonzept bieten in der Kepler-Uni Linz auch reale Eingänge in die Wissensgärten.

Neue Töne, neue Filme, neue Freunde

Die diesjährige Linzer Klangwolke verzichtet aufs große Spektakel im Donaupark vor 100.000 Menschen. Stattdessen setzt sie bereits im Vorfeld auf Involvierung der Linzerinnen und Linzer. Ihre gesammelten Audiospuren setzt sie – auch mithilfe von Radiolautsprechern an geöffneten Fenstern – als Klanginstallation „Sounding Linz“ in Szene. Mit einem „Doppelklick zum Glück“ katapultieren die Kinderklangwolke und das Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel unseren Nachwuchs in ein unterhaltsames Wechselspiel von digital und real.

Kontroverse – Bruckner und seine Zeit(genossen)“ heißt das Motto des Internationalen Brucknerfests 2020. Renommierte Künstler unternehmen eine hochspannende Gegenüberstellung der Klangwelten Anton Bruckners und Johannes Brahms‘ bzw. beleuchten sie aus zeitgenössischer Sicht. Neben dem Brucknerhaus dürfen u. a. der Linzer Mariendom, der Alte Dom, die Stiftsbasilika St. Florian, die Pfarrkirche Ansfelden und zahlreiche Orte im öffentlichen Raum der Stadt ihre akustischen Qualitäten beweisen.

Wie wohnt und lebt es sich in digitalen Räumen? Wie richtet sich die Kunst in ihnen ein? Welche neuen Netzwerke knüpfen Künstler und Museen? Fragen, die in Pandemie-Zeiten wohl noch intensiver gestellt werden. Ob Social Media den Kunst- und Museumsbetrieb verwandeln, wie sie Kunstinteresse wecken und neues Publikum in Museen locken, davon erzählt die neue Ausstellung im Schlossmuseum, „Friends and Friends of Friends“.

Weil das dem europäischen Autorenfilm gewidmete Festival Crossing Europe im April 2020 Corona-bedingt in den virtuellen Streaming-Raum verlagert werden musste, haben dessen Organisatoren ein herbstliches Kino-Comeback erarbeitet: „Crossing Europe EXTRACTS“ wartet mit einer Hundertschaft sehenswerter Spiel- und Dokumentarfilme auf.

Bühnen- und Straßenkunst: ein Herbst in Freiheit

Die Spielzeit 2020/2021 des Landestheater Linz setzt sich in zahlreichen Sprech- und Musiktheater-produktionen mit der Problematik des Freiheitsbegriffs auseinander: Von der Freiheit, die Egoisten meinen (Choderlos de Laclos‘ „Gefährliche Liebschaften“), über Triumphe und Katastrophen individueller Freiheitsbemühungen (Franz Molnárs „Liliom“, Pam Gems‘ Musical „Piaf“) oder die Freiheit künstlerischer Überschreitungen und Überschreibungen (Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ als Tanzabend mit elektronischen Beats), bis hin zum politischen Freiheitskampf (Ludwig van Beethovens „Fidelio“ im Doppelpack mit Mark-Antony Turnages „Twice Through The Heart“). Linz gilt mittlerweile übrigens als veritable (Musik)Theatermetropole. Beim Österreichischen Musik-theaterpreis 2020 errang das Landestheater die meisten (= vier) Auszeichnungen.

Graffiti und Street Art waren und sind visuelle Zeichen um urbane Freiräume. Das Nordico Stadtmuseum tritt mit der Ausstellung „Graffiti & Bananas“ vor die Haustür und widmet sich in Workshops und geführten Touren durch die Stadt der gesprayten Kunst, inkl. Ausflüge zu Europas größter Graffiti-Galerie Mural Harbor im Linzer Hafen.

1. Ars Electronica Festival, 9. – 13. September 2020, ars.electronica.art
2. Klangwolke, 12. September 2020, www.klangwolke.at
3. Kinderklangwolke „Doppelklick zum Glück“, 13. September 2020, www.klangwolke.at
4. Internationales Brucknerfest, 4. September bis 11. Oktober, www.brucknerhaus.at
4. Friends and Friends of Friends im Schlossmuseum Linz, 30. September 2020 bis 6. Jänner 2021, www.ooelkg.at/de/ausstellungen/detail/friends-and-friends-of-friends.html
5. Crossing Europe Extracts, 10. September – 22. Dezember, www.crossingeurope.at
6. Landestheater Linz: Schauspiel & Musiktheater, Programm unter www.landestheater-linz.at
7. Graffiti & Bananas im Nordico Stadtmuseum, 4. September 2020 – 21. März 2021, www.nordico.at