Wien: Reif genug für viele Inseln?

Ein privates Pionierprojekt schafft einen konsumfreien Aufenthalts- und Begegnungsort im öffentlichen Raum der Leopoldstadt und sucht NachahmerInnen in ganz Wien.

Wien ist um eine lokale Attraktion reicher. Mitten im 2. Bezirk steht künftig allen BewohnerInnen dieser Stadt eine kleine, aber feine konsumfreie Aufenthaltsinsel zur Verfügung. Das Besondere daran: initiiert und in Eigenregie errichtet wurde die sogenannte „Insel“ von einer Anrainerin. Die Genehmigung erfolgte in mehreren Etappen durch die Stadt Wien. Caren Ohrhallinger, Architektin und Partnerin bei nonconform zt gmbh, bewies Hartnäckigkeit im Behördenumgang und kämpfte sich durch den bürokratischen Dschungel. Die Spezialistin partizipativer Planungsprozesse hat nun die wichtigsten Schritte zur eigenen Insel im öffentlichen Stadtraum in acht Schritten zusammengefasst. Zielgruppe: Nachahmerinnen und Nachahmer in ganz Wien.

Pimp your Grätzl!

Der breite, gepflasterte Gehsteig in der Großen Schiffgasse (Leopoldstadt) hat sich dank der „Insel“ zu einem Ort der Begegnung im öffentlichen Raum verwandelt. Ein großer Tisch mit bunten Stühlen, umrahmt von einigen Pflanzen, lädt zum Verweilen ein. Die Nachbarschaft sowie PassantInnen nutzen den neu geschaffenen Ort außerhalb der eigenen vier Wände zum Essen, Lernen, Lesen und geselligen Beisammensein.

Caren Ohrhallinger möchte nun Gleichgesinnten Mut machen, ihre Grätzl zu beleben. „Mit etwas Ausdauer ist es möglich, den Stadtraum vor der eigenen Haustüre mitzugestalten“, so die Inselpionierin. Sie selbst beschäftigt sich im Architekturbüro nonconform u. a. mit der Einbindung Betroffener in Planungsprozesse. Mit ihrer Aktion „Insel“ zeigt die Architektin und angehende Mediatorin, dass die Wienerinnen und Wiener ihre Stadt nach eigenem Gutdünken mitgestalten können. „Bis dato hat sich niemand über unsere Insel beschwert. Gemeinsam mit lieben Nachbarn kümmern wir uns selbst um ihre ordnungsgemäße Erhaltung. Das Mobiliar ist mit einer Kette, die beim Sitzen nicht stört, fest zusammengebunden. Das erschwert Diebstähle und das Verbringen der Möbel an nicht genehmigte Orte. Die Insel ist sozusagen sicher verankert und kann bis zum Ende der Saison, am 15. November 2017, bleiben“, erzählt Ohrhallinger.

Anleitung für Nachahmerinnen und Nachahmer

Für Nachahmerinnen und Nachahmer hat Architektin Caren Ohrhallinger eine Anleitung zusammengestellt, die den Weg von der Idee bis zur Umsetzung anschaulich erklärt: Hat man seine Wünsche für die (Wieder-)Bele­bung eines Platzes oder einer Straße auf Papier gebracht, geht man damit zuallererst zur MA 19 – Architektur und Stadtgestaltung. Mit deren Einverständnis geht’s zum/zur jeweiligen BezirksvorsteherIn. Wichtig: die neue Insel darf nicht die Sicht auf ein Geschäftsportal verstellen. Hat das Projekt überall positive Rückmeldungen bekommen, ist es reif für den Antrag bei der MA 46 – Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten sowie bei der MA 28 – Straßenverwaltung und Straßenbau. Die Devise bei allen Etappen: Hartnäckig bleiben!

Wie man eine Insel macht (c) Caren Ohrhallinger

Wie man eine Insel macht (c) Caren Ohrhallinger

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