Bildungspartnerschaft nicht durch Sparmaßnahmen gefährden!

Hilfswerk Österreich zum Tag der Elementarbildung am 24. Jänner

Mit dem Telefon- und Videodolmetsch-Angebot „Wir verstehen uns“ stellte der Bund ab April 2021 für Kindergärten und Schulen ein wichtiges Instrument zur Verfügung, um die Bildungspartnerschaft zwischen pädagogischem Personal und Eltern zu unterstützen. Kindergärten können das Angebot seit diesem Schuljahr jedoch nicht mehr nutzen, für Schulen hingegen bleibt dieses bestehen. Eine absolut unverständliche Entscheidung, kritisiert das Hilfswerk Österreich und fordert die Wiederaufnahme des Angebots für Kindergärten und Ausweitung auf Tageseltern.

Besucht ein Kind eine Kinderbildungseinrichtung, beginnt zwischen Erziehungsberechtigten und pädagogischen Fachkräften eine Zusammenarbeit, die Bildung und Erziehung des Kindes zum Thema hat. Diese Erziehungs- und Bildungspartnerschaft spielt eine wichtige Rolle für die bestmögliche Entwicklung und Begleitung des Kindes. Sie wird daher auch in Bundesdokumenten wie dem bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich dezidiert gefordert.

Kommunikation zwischen Eltern und Fachkräften beeinflusst Bildungsweg der Kinder

Regelmäßige Kommunikation und Dialog sind die Grundlage einer erfolgreichen, qualitativen Bildungspartnerschaft. Über die Entwicklung des Kindes, emotionale oder pädagogische Themen zu sprechen, kann sich jedoch als sehr komplex erweisen. Insbesondere dann, wenn Erziehungsberechtigte und pädagogische Fachkräfte nicht dieselbe Erstsprache sprechen.

Sprachlich bedingte Missverständnisse können die Folge sein, die die Bildungspartnerschaft nachhaltig belasten, was sich wiederum negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirkt. Im April 2021 wurde daher vom BMBWF die Möglichkeit eines kostenlosen Video- und Telefondolmetschdienstes mit dem Namen „Wir verstehen uns“ etabliert. Das Angebot steht in 61 Sprachen bundesweit zur Verfügung und konnte ursprünglich sowohl von Schulen als auch Kindergärten genutzt werden.

„Das Angebot war eine wertvolle Entlastung für Bildungseinrichtungen während der Pandemie. Aber auch danach ist es ein großartiges Werkzeug, um die Effizienz in der Elternarbeit durch geringeren Zeitaufwand und qualitätsvollere Elternkommunikation zu steigern und so das Vertrauen in die Bildungspartnerschaft wesentlich zu stärken“, so Rebecca Janker, Fachreferentin für Kinder, Jugend, Familie und psychosoziale Dienste beim Hilfswerk Österreich. „Umso unverständlicher ist es, dass das Angebot in diesem Schuljahr sang- und klanglos für Kindergärten gestrichen wurde. Es ist ein veritables Problem, die Kindergärten als erste Bildungseinrichtung hier gegenüber den Schulen zu benachteiligen!“, kritisiert Janker.

Hilfswerk fordert rasche Wiedereinführung und Ausweitung des Dolmetschangebots

Das ohnehin schon durch Personal- und damit auch Zeitmangel stark gezeichnete elementarpädagogische Feld dürfe nicht durch zusätzliche Einsparungen und Streichungen von wichtigen Unterstützungsangeboten noch stärker unter Druck gesetzt werden, so Janker. Auch für die Eltern ist es wesentlich, möglichst ohne Missverständnisse Fragen stellen zu können, Sorgen auszudrücken oder hilfreiche Informationen direkt von der Pädagogin/dem Pädagogen zu bekommen. Bildungsexpertin Janker fordert daher die rasche Wiedereinführung des Video- und Telefondolmetschens für institutionelle Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen. Auch für Tageseltern sollte das Angebot in weiterer Folge zur Verfügung gestellt werden, so Janker.

Das sieht auch Pia Gsodam, Fachberatung und Stv. Leitung der Abteilung Kinderbetreuung beim Wiener Hilfswerk so: „In meiner Tätigkeit als pädagogische Fachberatung erlebe ich immer wieder, dass bestehende Sprachbarrieren in der Zusammenarbeit mit den Eltern eine große Herausforderung für die Tagesmütter und Tagesväter darstellen. Tagesmütter und Tagesväter werden von Fachberatungen begleitet, dennoch sind Sie im direkten Kontakt mit den Eltern und im pädagogischen Alltag auf sich alleine gestellt. Auf das Angebot eines Video- und Telefondolmetsch-Programms zurückgreifen zu können, wäre daher vor allem für die Tagesmütter und Tagesväter in Ballungszentren wie Wien, wo die sprachliche Vielfalt besonders groß ist, sehr hilfreich.“

„Die Kommunikation zwischen Erziehungsberechtigten und Fachkräften trägt bereits im Kindergartenalter wesentlich zur Entwicklung der Kinder und ihrer weiteren Bildungslaufbahn bei. Wir müssen daher größten Wert darauflegen, die Zusammenarbeit mit den Eltern bestmöglich zu gestalten und diesen so wichtigen Bereich dringend auch mit entsprechenden Ressourcen unterstützen“, so Janker abschließend.

Über das Hilfswerk

Das Hilfswerk Österreich ist mit seinen Landes- und Teilverbänden einer der größten gemeinnützigen Anbieter gesundheitlicher, sozialer und familiärer Dienste in Österreich. Im elementarpädagogischen und außerschulischen Bereich betreuen derzeit rund 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ca. 19.000 Kinder und Jugendliche in mehr als 500 Einrichtungen.

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