WIENWOCHE: „It’s Getting Cold In Here!“

WIENWOCHE blickt aus der Perspektive (welt)gesellschaftlicher Ränder auf die Zentren des politischen und kulturellen Geschehens. Und auf die sozialen Folgen der Klimakrise.

WIENWOCHE 2023: 15. bis 24. September 2023

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Während die menschengemachte Erwärmung des globalen Klimas voranschreitet und die Folgen sich immer häufiger in katastrophalen Ereignissen manifestieren, scheint sich der Aggregatzustand interna­tionaler Solidarität abzukühlen. In den Machtzentren der Weltgesellschaft tritt man der Erderwärmung und ihren Konsequenzen zu unentschlossen entgegen oder verschärft sie sogar. Indes bangen die derart an die Ränder gedrängten Menschen um ihre bedrohten Lebensgrundlagen. Im gegenwärtigen Kolonialismus wuchern alte Ausbeutungs­verhältnisse in neuem Gewand. Die Klüfte zwischen Arm und Reich, zwischen dem globalen Norden und dem Süden bzw. Osten, zwischen Staats­bürger*innen und Menschen ohne Bürger*innenrechte vergrößern sich. Eine kapitalistische Politik der Spaltung, wie sie derzeit in vielen Ländern auf dem Vormarsch ist, gießt zusätzlich Öl ins Feuer.

Vor dieser Kulisse schlägt die zwölfte Auflage von WIENWOCHE einen Perspektivenwechsel vor. Von 15. bis 24. September 2023 bestimmen die Menschen an den Rändern das Festivalgeschehen zwischen Kunst, Diskurs und kollaborativem Aktivismus. „Prekäre Arbeitsverhältnisse, unsichtbare Stimmen, Körper und Kollektive rücken aus dem Rand ins Zentrum. Sie beanspruchen Raum und Aufmerksamkeit, in Österreich und anderen Weltgegeneden, wo man sie ausbeutet und in ihren Menschenrechten beschränkt. WIENWOCHE möchte das Gehör für ihre Anliegen schärfen sowie die Praxis der Wohlhabenden, der Mehrheitsgesellschaften, der auf die Butterseite Gefallenen hinterfragen. Wen lassen wir in der Kälte stehen, während wir es auf ihre Kosten schön warm haben?“, fragt die Künstlerin Jelena Micić, von 2022 bis 2025 künstlerische Leiterin und Kuratorin der WIENWOCHE, und erläutert die Stoßrichtung des Festivals: „WIENWOCHE unternimmt den alles andere als einfachen Versuch, eine Koalition unterschiedlicher Kämpfe zu bilden, egal, ob diese in Identitäts- oder in Klassenkonflikten ihren Ausgang finden. Wir sind eine Plattform für transdisziplinäre Subversionsstrategien, die die zugrundeliegenden CISteme der Unterdrückung unterwandern. Das Festival begrüßt die vereinten Bemühungen widerständiger kolonisierter vitaler Energien, repatriierter und nicht(!) oder noch nicht produktiver erschöpfter Körper und bietet Formate für fürsorgliche Selbstrepräsentation und Praktiken der Heilung“, so Micić.

Einen Vorgeschmack auf das Festivalprogramm bietet dessen Eröffnung: Am Freitag, 15. September, ab 18 Uhr heizt WIENWOCHE an der Rahlstiege (Mariahilfer Straße, Ecke Rahlgasse) einen zertifiziert klimaneutralen Schmelzofen gegen soziale Kälte an. Brennmaterial sind Beats & Thoughts, Party & Politics. Als Einheizerin und Moderatorin fungiert die einzig wahre „BUNDASKANZLERIN“ aka Lux Venérea aka Naya de Souza. Die Wahl-Berlinerin ist Sprecherin, HIV-Rechts-Aktivistin, Lehrende, transmediale Künstlerin, Chefköchin und genau das Multitalent, das eine Festivaleröffnung braucht.

Gartenparty und Museumsgründung

„WIENWOCHE will die angestaute Wut in den Randzonen der Gesellschaft, unter den Diskriminierten und Ausgeschlossenen in kreative Energie verwandeln. Diese soll die Umgestaltung der Zentren anheizen“, so Denise Palmieri, Ko-Kuratorin von WIENWOCHE 2023. Neun von der Jury und der künstlerischen Leitung in einem offenen Entscheidungsprozess ausgewählte Projekte bilden gemein­sam mit Diskussionsveranstaltungen und einer mehrteiligen Eröffnung eine spartenübergreifende WIENWOCHE 2023. Das Programm reicht von Ausstellungen, Konzerten, Performances, Film-Screenings und Interventionen bis zur Gartenparty im ehemaligen magdas HOTEL. Zudem kommt es im Rahmen des Festivals zur überfälligen Eröffnung des „Museums der Migration“ (MUSMIG).

WIENWOCHE 2023 Plakat-Sujet: „Re-Min(d)ing“ und „Undermining“

Für die Gestaltung des diesjährigen Poster-Sujets konnte Festivalleiterin Jelena Micić den serbisch-schwedischen Künstler und Wissenschaftler mirko nikolić gewinnen. Er forscht und lehrt an der Linköping Universität, wo er sich vor allem mit den Überschneidungen von Klima- und sozialer Gerechtigkeit sowie mit der Ausbeutung „natürlicher Ressourcen“ befasst. Das Poster-Sujet verwendet ein Still aus nikolićs Video „remineralizacija“. Es dokumentiert eine gemeinschaftliche Performance an unterschiedlichen Standorten des Metall-Bergbaus in Ostserbien. Ihr Ziel: den „Extraktivismus“ zu unterminieren, indem sie die Logik der Ausbeutung umdreht und an die klimaschädlichen Konsequenzen des Abbaus erinnert. In Kooperation mit Techniker*innen, Wissenschaftler*innen und Bergarbeiter*innen re-mineralisieren die Künstler*innen das zur Reinform veredelte Kupfer. Die entstehenden erzhaltigen Gesteinsbrocken geben sie am Ort ihres Abbaus wieder der Erde zurück. Depot – Kunst und Diskussion hostet im Zeitraum der WIENWOCHE 2023 ein Screening der Videoperformance #3 remineralizacija: odrudarenje / remineralisation #3:unmining. Es ist zu den Öffnungszeiten des Depot – Kunst und Diskussion kostenfrei zugänglich.

Grünes Festival statt „Festival der Grünen“

Bereits zum zweiten Mal nach 2022 präsentiert sich WIENWOCHE als zertifizierterGreen Event (OeKOEvent+). Vom Druck sämtlicher Werbe- und Präsentationsmaterialien bis zur Organisation der einzelnen Veranstaltungen und zum Catering gelten hohe Nachhaltigkeitsstandards. Das bereits erwähnte Programm-Booklet trägt das Umweltzeichen, ist ein klimaneutrales Druckprodukt, dessen Papier aus nachhaltig bewirt­schafteten Wäldern stammt (PEFC-Zertifikat). Zudem hat der* bildende Künstler* Sigmund Hutter Drucksortenreste aus vergangenen WIENWOCHE-Jahren einem Upcycling-Prozess unterzogen. Die kreierten Sonnenkappen setzen ein stylishes Zeichen für nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und präsentieren augenzwinkernde Botschaften aus dem Themenspektrum von WIENWOCHE.

Eine detaillierte Übersicht zu allen Projekten, Veranstaltungen und Terminen im Rahmen von WIENWOCHE 2023 sowie Bildmaterial finden Sie unter https://www.wienwoche.org/de/2023/presse. Die Bilder sind honorarfrei verwendbar gegen Urhebervermerk.