Konferenz im Zukunftsort Thalgau: TEILEN
TEILEN von Räumen und Ressourcen bringt Potentiale für ländliche Gemeinden. da und dort-Konferenz von 17. bis 19. Mai 2017 in Thalgau, Salzburg.
Mit der ersten Begegnungszone Salzburgs und der multifunktionalen Schule ist die Gemeinde Thalgau Vorreiterin im ländlichen Raum, was das Teilen („Sharing“) von Räumen betrifft. Von 17. bis 19. Mai 2017 lädt Thalgau im Rahmen der transnationalen Initiative Zukunftsorte da und dort zu einer Konferenz im Zeichen des „Teilens“ ein. An drei Tagen werden die Erfolgsprojekte Thalgaus aus praktischer Sicht beleuchtet, weitere Impulse zu den Themen Mobilität und Kreativwirtschaft laden zum Blick über den Tellerrand ein.
Die Share Economy – das gemeinsame Nutzen von Ressourcen oder Räumen – ist in aller Munde: Car Sharing, Shared Space, Gemeinschaftsgärten, Coworking oder Crowdsourcing sind nicht nur urbane Phänomene, längst haben auch ländliche Kommunen die Potenziale des Miteinanders erkannt. Die Gemeinde Thalgau im Salzburger Flachgau zeigt, welch vielseitige Lösungen im kommunalen Bereich der Idee „Teilen“ entspringen:
Das multifunktionale Gebäude der Thalgauer Volksschule bietet mit einer Doppelturnhalle, einer AULA mit Drehbühne, die nach Innen und Außen bespielbar ist, Raum für Vereine und Institutionen. Eine öffentliche Bibliothek mit Verbindung zur Schulbibliothek, einen Kletterturm, Vereinsräume für Trachtenverein und Schützenverband sowie ein ansprechender Außenraum gestaltet als Begegnungszone mit Sitzinseln, der auch von den Bewohner_innen des angrenzenden Seniorenheims genutzt wird, vervollständigen die multifunktionale Anlage.
Begegnungszone statt Durchzugsverkehr
Als 2010 in Thalgau über ein neues Verkehrskonzept nachgedacht wurde – durch die Gemeinde führen zwei stark befahrene Landstraßen – entschied sich die Gemeinde für einen ganz neuartigen und pionierhaften Weg. Mit einer Neugestaltung des Ortszentrums wurde Fußgänger_innen und Radfahrer_innen mehr Platz eingeräumt und die Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs reduziert, Vorrangregelungen wurden verändert und Barrieren abgebaut, Zebrastreifen entfernt und auf Eigenverantwortung und Interaktion gesetzt. 2013 konnte so die erste Begegnungszone in Salzburg nach StVO und die erste Begegnungszone auf Landesstraßen in Österreich umgesetzt werden. Weitere Bauabschnitte sorgten für laufende Optimierung und Anpassung der Begegnungszone an die Thalgauer Gegebenheiten. Die Gemeinde Thalgau wurde 2011 mit dem Österreichischen Verkehrssicherheitspreis „Aquila“ vom KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) ausgezeichnet
Im Rahmen einer geführten Dorfrunde erhalten die Konferenzteilnehmer_innen am Nachmittag des 18. Mai 2017 Einblick in die Thalgauer Erfolgsprojekte, die multifunktionale Schule und die Begegnungszone.
Keynote „Teilen im Straßenverkehr“ von Fritz Kobi („Berner Modell“)
Die Keynote der Konferenz hält der Schweizer Fritz Kobi am Donnerstag, 18. Mai. Ihr Titel: „Teilen im Straßenverkehr und was dahinter steckt“. Kobi hat als ehemaliger Leiter des Berner Tiefbauamts in den 1980er Jahren mit dem „Berner Modell“ ein eigenes Konzept für Begegnungszonen entwickelt. Zentral sind dabei die Koexistenz aller Verkehrsteilnehmenden sowie ein partizipativer Planungsprozess. Das Berner Modell war maßgebliche Inspiration für die Entwicklung der Thalgauer Begegnungszone.
Neue Verkehrs- und Sharingsysteme der Region: Nachhaltige Mobilität, selbstfahrende Busse
Bereits am ersten Konferenztag, am Mittwoch, 17. Mai, sind neue öffentliche Verkehrs- und Sharing-Systeme in der Region Fuschlsee-Mondseeland zentrales Thema. Im Rahmen einer Bustour wird das LEADER-Projekt FUMObil – Masterplan Zukunft der Mobilität vorgestellt, dessen Eckpfeiler nachhaltige Fortbewegungsmittel wie z. B. Rufbussysteme oder Car-Sharing sind. Am Freitag, 19. Mai geben die Mobilitätsexperten Günther Penetzdorfer und Karl Rehrl Einblick in das „Sondierungsprojekt autonomes Fahren im ÖPNV“, für das Ende April 2017 eine Teststrecke in Koppl in Betrieb genommen wurde.
„Ziel der ‚da und dort‘-Konferenzen ist es, einen genauen Einblick in die praktische Umsetzung sowie die Chancen und Herausforderungen kommunaler Projekte zu geben. Die Teilnehmer_innen sollen damit wertvolle Denkanstöße für mögliche Innovationen in der eigenen Gemeinde oder der eigenen Region mit nach Hause nehmen“, so Josef Mathis, Obmann des Vereins Zukunftsorte. Martin Greisberger, Bürgermeister von Thalgau, betont: „Die Thalgauer Begegnungszone und die multifunktionale Schule sind Beispiele dafür, dass es für kommunale Probleme – Verkehrsbelastung und Platzmangel – auch Lösungen abseits klassischer, kommunaler Denkmuster gibt. Und diese wiederum einen großen Mehrwert mit sich bringen.“
Ausblick: Hinterstoder lädt von 13. bis 15. Juli zum zweiten Teil des TEILEN-Schwerpunkts
Die Konferenz „Teilen von Räumen“ stellt den ersten Teil des TEILEN-Schwerpunkts im Rahmen der da und dort-Veranstaltungsreihe dar. Von 13. bis 15. Juli beschäftigt sich die oberösterreichische Gemeinde Hinterstoder mit dem Thema aus kultureller und touristischer Sicht. So plant Hinterstoder etwa mit anderen Gemeinden der Region eine mobile Bibliothek, die auch als „fahrender Begegnungs- und Veranstaltungsraum“ dienen soll. Weiters will die Gemeinde mit neuen Konzepten zum Thema „Co-Herberge“ künftig Akzente in der Nutzung von Wohnraum setzen. Detaillierte Informationen zum Programm der Konferenz in Hinterstoder folgen gesondert.
Über Zukunftsorte da und dort
Transnationales LEADER-Projekt will Innovationen in Regionen vorantreiben
Der Verein Zukunftsorte ist die Plattform der innovativen Gemeinden Österreichs. Zukunftsorte sind Gemeinden mit Weitblick, die ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen, auf Innovation und mutige Projekte setzen und lebenslanges Lernen in den Mittelpunkt stellen. Aktuell sind 12 österreichische Gemeinden Mitglied im Verein.
Mit dem LEADER-Projekt da und dort forcieren die Zukunftsorte gemeinsam mit der bayrischen Partnerregion Landkreis Miesbach den überregionalen und internationalen Austausch und wollen das interkommunale Bildungsnetzwerk weiter ausbauen, Innovationen vorantreiben und ländliche Gemeinden langfristig stärken. Im Rahmen von halbjährlich wechselnden Präsidentschaften und Themenschwerpunkten übernehmen jeweils ein oder zwei Zukunftsorte die inhaltliche Verantwortung und laden zu mehrtägigen Themenkonferenzen bzw. Einzelveranstaltungen. So sollen die praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse aus aktuellen Projekten in ländlichen Gemeinden überregional geteilt werden und zu neuen Innovationen und Ideen anregen. Ein wichtige Rolle kommt dabei Weg- und Zugezogenen („Ausheimische“ und „Neuheimische“) zu, die mit ihren Erfahrungswelten wertvolle Inputgeber für ländliche Gemeinden darstellen.